Antibiotika richtig anwenden und Resistenzen vermeiden

Antibiotika zu entdecken, ist und war einer der wichtigsten Fortschritte in der Medizin: Sie bekämpfen Bakterien und können Infektionskrankheiten, die oft lebensbedrohlich sein können, heilen!

ABER: Wenn man Antibiotika zu häufig und unangemessen einsetzt, werden immer mehr Bakterien unempfindlich gegen Antibiotika. Dieses Phänomen, AMR (Anti Microbial Resistance) genannt, kann unsere Gesundheit aufs Spiel setzen, und auch die unserer Tiere. Die richtige Anwendung ist daher besonders wichtig.

Wann sollen Sie Antibiotika einnehmen und wann nicht?

Antibiotika wirken, wenn Bakterien hinter einer Erkrankung stecken. Sie lindern schnell Beschwerden, beschleunigen die Genesung und retten manchmal Leben.

Antibiotika sind wirkungslos, wenn Viren eine Erkrankung wie etwa eine Erkältung mit Husten und Schnupfen oder Grippe hervorrufen.

Nur Ihr Arzt kann bestimmen, ob Antibiotika in Ihrem Fall notwendig sind! Da Antibiotika zu sorglos Einsatz fanden, wirken viele dieser Medikamente heute nicht mehr zuverlässig. Viele bakterielle Krankheitserreger sind unempfindlich geworden. Bakterien widerstehen ihnen zunehmend mehr, wodurch bestimmte Krankheiten schwieriger behandelbar sind.

Was müssen Sie beachten, wenn Sie Antibiotika einnehmen?

  • Wenn ein Arzt Ihnen Antibiotika verschreibt, halten Sie sich ganz genau an die Verordnung. Achten Sie darauf, die richtige Dosis zur richtigen Zeit und bis zum Ende einzunehmen. Wenn Beschwerden früher abklingen, muss das nicht heißen, dass alle Erreger abgetötet wurden. Übrig gebliebene Keime können dafür sorgen, dass eine Krankheit wieder ausbricht.
  • Falls doch einmal Tabletten übrigbleiben, sollten Sie sie nicht für später aufheben oder anderen Menschen geben.
  • Nehmen Sie nie ein Antibiotikum aus eigener Initiative ein, ohne ärztliche Verordnung! Möglicherweise widerspricht es Ihrem Krankheitsbild. Das könnte eine richtige Diagnose erschweren oder verzögern und das Problem verschlimmern. Außerdem beschleunigen Antibiotika nicht die Genesung und haben auch keine vorbeugende Wirkung. Es ist daher nutzlos, sie zu nehmen, um nicht krank oder um schneller gesund zu werden.
  • Es ist verboten, Antibiotika ins Waschbecken oder in die Toilette zu spülen, oder sie über den normalen Mülleimer zu entsorgen. Das belastet die Umwelt und trägt ebenfalls zur Resistenzbildung bei. Sie müssen sie zum Apotheker zurückbringen. Dieser entsorgt sie vorschriftsmäßig, damit die Umwelt nicht belastet wird

Für einen besseren Umgang mit Antibiotika fragen Sie um Rat bei Ihrem Arzt oder Tierarzt.

Was sind antimikrobielle Resistenzen, kurz AMR?

Man spricht von AMR, wenn Mikroorganismen unempfindlich gegen antimikrobielle Mittel werden. Mit der Zeit verlieren Substanzen wie Antibiotika ihre Wirksamkeit.

Bestimmte Bakterien reagieren sogar gegen verschiedene Gruppen von Antibiotika nicht mehr. Hier spricht man von multiresistenten Keimen.

Wie entstehen antimikrobielle Resistenzen?

Die Resistenz gegen Antibiotika bedeutet etwa nicht, dass der Körper gegen Antibiotika resistent wird. Es bedeutet viel mehr, dass die Bakterien die Fähigkeit entwickeln, gegen Antibiotika, die ja die Bakterien töten sollen, anzukämpfen.

Wenn die Bakterien resistent werden, können Antibiotika nicht mehr gegen sie vorgehen, sodass die Bakterien sich vermehren. Diese hartnäckigen Bakterien können sich verbreiten und andere Menschen, Tiere und auch die Umwelt infizieren.

Die Resistenzmerkmale können zwischen den verschiedenen Bakterien übertragen werden. Auf diese Weise entwickeln sie im Laufe der Zeit eine Resistenz gegen verschiedene Antibiotika.

Wie breiten sich antimikrobielle Resistenzen aus?

Bakterien zirkulieren permanent zwischen Mensch, Tier und Umwelt über einfachen Kontakt oder die Ernährung. Sie sind überall vorhanden, ob in Häusern, Krankenhäusern, Schulen, Altenheimen oder Bauernhöfen.

 Das trifft auch auf Medikamentenrückstände wie Antibiotika zu. Aber auch resistente Bakterien finden sich in der Umwelt wieder. Wie? Insbesondere über das Abwasser oder Abfälle, die wir unsachgemäß beseitigen. So bahnt sich die Widerstandsfähigkeit gegen Antibiotika langsam ihren Weg.

 Deshalb müssen wir bei diesem Thema übergreifend denken und vorgehen. Denn die menschliche Gesundheit ist eng verbunden mit der Gesundheit der Tiere, Sicherheit der Nahrungsmittelkette und Umwelt.

Was wird in Belgien gegen AMR unternommen? Was können Sie persönlich beitragen?

Der nationale Aktionsplan „One Health“ (2020-2024) bekämpft antimikrobielle Resistenzen nach einem integrierten Ansatz, sprich man geht davon aus, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und der Umwelt eng verknüpft sind. Der Plan beruht auf drei Pfeilern: Mensch, Tier und Umwelt.

Was Sie beachten können:

  • Weniger Antibiotika einnehmen und nur, wenn es unbedingt nötig ist. Sie erhalten Antibiotika nur, wenn ein Arzt sie verschreibt. Denn: Allein Ihr Arzt kann beurteilen, ob diese wichtig und nützlich sind, um Ihre Krankheit zu behandeln. Zur Erinnerung: Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, sind machtlos gegen ein Virus. Sie können daher weder bei einem Schnupfen noch bei einer Grippe oder Covid helfen. Antibiotika finden auch in der Tiermedizin und Landwirtschaft Einsatz. Deswegen müssen auch Tierärzte umsichtig mit diesen Substanzen umgehen.
  • Eine gute Hygiene ist die beste Vorbeugung. Sie verhindert, dass Bakterien sich verbreiten und vermeidbare Infektionen auftreten. Deshalb waschen Sie Ihre Hände vor jeder Mahlzeit und nach jedem Toilettengang! Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder das auch tun! Hygiene-Maßnahmen sind vor allem auch wichtig im Krankenhaus. Da dort häufig Antibiotika angewendet werden, bilden sich schnell resistente Keime. Es hilft, Einmalhandschuhe, medizinische Mund-Nasen-Bedeckungen und Kitteln zu tragen und die Hände zu desinfizieren. Dies gilt vor allem, wenn man Kontakt mit einem Menschen hat, der an einer Infektion mit resistenten Bakterien leidet.
  • Impfungen sind ebenfalls wichtig, um Infektionen zu vermeiden. Sie ermöglichen somit, weniger Antibiotika einzusetzen.