Sitzung vom 24. November 2016

Beitritt der Deutschsprachigen Gemeinschaft zur Kulturgenossenschaft „digiCULT Verbund eG

1. Beschlussfassung:

Die Regierung beantragt den Beitritt der Deutschsprachigen Gemeinschaft zur Kulturgenossenschaft „digiCULT Verbund eG“ und den Ankauf eines entsprechenden Geschäftsanteils.

Die Vize-Ministerpräsidentin, Ministerin für Kultur, Beschäftigung und Tourismus wird mit der Durchführung des vorliegenden Beschlusses beauftragt.

2. Erläuterungen:

2.1 Kontext

Kulturerbearchiv der DG

Im Rahmen der Zuständigkeiten Denkmalschutz, Archäologie und Kultur verfügt das Ministerium über eine große Anzahl an Objekten. Dabei handelt es sich um archäologische Funde, Bilder, Skulpturen, Karten, Akten, Fotos, Bücher und Architektenpläne. 2008 wurde entschieden, diese Objekte zu digitalisieren. Insgesamt wurden 33.000 Objekte digitalisiert. Zur Verwaltung dieses digitalen Bestands wurde die Firma Demetec im Jahr 2010 damit beauftragt, eine maßgeschneiderte Datenbank (Kulturerbearchiv) anzulegen. Darüber hinaus erhielt die Firma den Auftrag,  ein Themenportal im Content-Management-System des Ministeriums anzulegen und die Customized-Module zu programmieren, um die Archivdaten nahtlos einzubinden. 2011 ist das Kulturerbeportal (Internetseite) der Deutschsprachigen Gemeinschaft online gegangen, das sich direkt aus dem Kulturerbearchiv (Datenbank) speist.                  

Im „Laufenden Arbeitsprogramm 2014-2019“ hat die Regierung das Projekt „MDG Denkmalschutz 03 - Quellensicherung: Nutzung des Kulturerbeportals durch externe Träger des Kulturerbes“ vorgesehen. Die Regierung hat im Juli gemäß Artikel 26 § 1 Nr. 1 Buchstabe f) des Gesetzes vom 15. Juni 2006 über öffentliche Aufträge und bestimmte Bau‑, Liefer‑ und Dienstleistungsaufträge den Auftrag zur Weiterentwicklung des Kulturerbearchivs der im Verhandlungsverfahren ohne Bekanntmachung vergeben.

Thesaurus

 

Mit der Öffnung der webbasierten Datenbank zur Erfassung der Bestände im Bereich des Kulturerbes (Kulturerbearchiv) für externe Partner wie beispielsweise das Zentrum für Regionalgeschichte und die anerkannten Museen musste das Kulturerbearchiv eine bedeutende Weiterentwicklung erfahren. Dazu gehört auch die Nutzung eines kontrollierten Vokabulars zur Verschlagwortung der Einträge.

Der Landschaftsverband Rheinland hat für seine Datenbanken (KuLaDig, Bodeon, Alltagskultur,…) einen gemeinsamen Thesaurus entwickelt, der für viele Bereiche des kulturellen Erbes einsetzbar ist. Dieser Thesaurus, „Wortnetzkultur“ genannt, wird seit 2013 zur Verschlagwortung und zur Wiederauffindung von Dokumenten in Datenbanken des LvR genutzt. Der LvR nutzt hierzu die von „digiCult“ angebotene Software „xTree“. Mit „xTree“ werden die Vokabulare zentral in einer webbasierten Thesaurus-Datenbank verwaltet, die aktuell bereits 13.000 Begriffe enthält. Auf die Vokabulare kann per Webservice aus anderen Anwendungen zugegriffen werden. Mit Hilfe von Redaktionstools können die Vokabulare ortsunabhängig gepflegt werden.

Der LVR hat sich damit einverstanden erklärt, dass die DG den Thesaurus nutzen darf. Um die Anwendung allerdings einbinden zu können, muss die DG der Genossenschaft „digiCult“ beitreten. Durch den Beitritt zur Genossenschaft „digiCULT“ kann „Wortnetzkultur“ in das Kulturerbearchiv eingebunden und von allen Usern der Datenbank genutzt werden. Die Firma Demetec erhielt bereits einen Testzugang und konnte erfolgreich eine Schnittstelle zwischen den beiden Datenbanken einrichten. Der LvR bietet zudem an, dass die DG Vorschläge zur Anmeldung neuer Begriffe in Wortnetzkultur mittels eines Korrespondenten beim LvR einreichen kann.

digiCULT-Verbund

„digiCULT“ ist ein Verbund von Museen zur digitalen Erfassung und Publikation von Museumsbeständen. Partner sind die Museen der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg (Museen Nord), des Saarlandes, Thüringens und des Landschaftsverbands Rheinland. Das Projekt wurde im Januar 2010 durch die Gründung einer Kulturgenossenschaft digiCULT-Verbund eG als Museumsverbund mit der Verbundzentrale als zentralem technischem Dienstleister unter Kooperation der beteiligten Bundesländer verstetigt und hat zum November 2010 den regulären Geschäftsbetrieb aufgenommen. Über 60 Museen und Sammlungen sind zum Jahresende 2011 in der Genossenschaft organisiert. Die „digiCULT-Verbund eG“ wurde am 18.01.2010 in Kiel zur Verstetigung eines vormaligen EU-Projektes gegründet. Im Rahmen der sicheren Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft (eG) übernahm sie am 01.11.2010 zusammen mit der Verbundzentrale des GBV (Gemeinsamer Bibliotheksverbund der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz) als technischem Dienstleister den vollen Geschäftsbetrieb und steht so ihren Mitgliedern dauerhaft zur Verfügung.

Der „digiCULT-Verbund“ dient der Förderung der kulturellen und wissenschaftlichen Belange seiner Mitglieder. Er unterstützt insbesondere die kooperative digitale Bestandserschließung, -dokumentation, -publikation und Sicherung des kulturellen Erbes. Er schafft Datenvernetzungen und macht die Bestände im Internet zugänglich. Er fördert die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch mit Einrichtungen des kulturellen Erbes. Die zentralen Entwicklungen und Dienstleistungen für die Digitalisierung kommen allen Mitgliedern zugute.

Zum Beitritt in die Genossenschaft müssen Geschäftsanteile erworben werden. Ein Geschäftsanteil beträgt 200,- EUR. Diese Anteile sind einmalig zu zahlen und werden bei Austritt aus der Genossenschaft zurückerstattet. Für laufende Dienstleistungen werden Jahresentgelte in Form eines Mitgliedbeitrages erhoben, der auf die Anzahl der Nutzer berechnet wird.

Bei einem ersten Treffen zwischen DG, LvR und digiCULT wurde vereinbart, dass bei einem Beitritt der DG 5 Geschäftsanteile in Höhe von 200,-EUR zu erwerben sind und dass der jährliche Mitgliedsbeitrag sich auf 3.000,- EUR gemäß der Anzahl der potentiellen Nutzer (Fachbereich Kultur des MDG, Zentrum für Regionalgeschichte, Museen und Geschichtsvereine) beläuft (600,- EUR + 100,- EUR/Vollzeit Nutzer).

Die Zusammenarbeit mit „digiCULT“ und den Ländern Schleswig-Holstein, Saarland und Thüringen, der Stiftung historische Museen der Hansestadt Hamburg, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Universität Greifswald wird durch eine Vereinbarung geregelt. Die Vereinbarung mit der DG ist dieser Note als Anlage beigefügt.

3. Finanzielle Auswirkungen:

Die vorliegende Entscheidung hat die folgenden finanziellen Auswirkungen:

  • Beteiligung an der Genossenschaft mit 5 Geschäftsanteilen in Höhe von 200,- EUR/Anteil, sprich 1.000,- EUR. Diese Mittel werden in der Zuweisung FON08 – 70.25 – 81.00 (Finanzierungen und Beteiligungen in Unternehmen) reserviert.
  • Jährlicher Mitgliedsbeitrag in Höhe von 3.000,- EUR. Die entsprechenden Haushaltsmittel sind in der Zuweisung OB40/PR21/ZW12.11 vorgesehen.

4. Gutachten:

Das Gutachten der Finanzinspektion vom 17. November 2016 liegt vor.

5. Rechtsgrundlage:

Gesetz vom 31. Dezember 1983 über institutionelle Reformen für die Deutschsprachige Gemeinschaft.