Sitzung vom 11. Februar 2016

Dekretentwurf zur Abänderung des Dekrets vom 16. Juni 2008 zur Festlegung von Kernkompetenzen und Rahmenplänen im Unterrichtswesen

1. Beschlussfassung :

Die Regierung verabschiedet in zweiter und letzter Lesung den Dekretentwurf zur Abänderung des Dekrets vom 16. Juni 2008 zur Festlegung von Kernkompetenzen und Rahmenplänen im Unterrichtswesen.

Der Minister für Bildung und wissenschaftliche Forschung wird beauftragt, den Dekretentwurf dem Parlament zu übermitteln.

2. Erläuterungen :

Seit dem Jahr 2008 gelten in den Primarschulen und der ersten Stufe der Sekundarschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft kompetenzorientierte Rahmenpläne. In einem zweiten Schritt wurden seit dem Jahr 2012 Rahmenpläne für die zweite und dritte Stufe des allgemeinbildenden und technischen Übergangsunterrichts in der Regelsekundarschule eingeführt.

Nunmehr liegt die Rahmenplanentwürfe für das Fach Ethik (nicht-konfessionelle Sittenlehre) sowohl für die Regelprimar- als auch die Regelsekundarschulen und für das Fach Französisch als Fremdsprache für die zweite und dritte Stufe des technischen Befähigungsunterrichts (TB) und des berufsbildenden Unterrichts (BU) in der Regelsekundarschule vor.

Rahmenplan Ethik

In seinem einheitlichen Aufbau vom ersten Schuljahr der Primarschule bis zum Abschluss der Sekundarschule gibt das Dokument den Rahmen für eine Schulung der Urteilskraft im Sinne eines philosophischen Reflektierens mit dem Ziel, die Schüler in ein selbstbestimmtes und eigenverantwortlich geführtes Leben zu begleiten. Durch die Förderung der im Rahmenplan aufgeführten Kernkompetenzen liefert das Fach einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit der Schüler und zwar auf dem Wege der Stärkung der Urteilskraft. Die Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertfragen versteht sich als grundlegendes Hinterfragen und Klären vermeintlich selbstverständlicher Begriffsvorstellung, Normen und gesellschaftlicher Zusammenhänge, in denen wir leben. Es handelt sich dabei um ein aktives, vorurteilsfreies, immer wieder prüfendes Denken, das Sinn und Orientierung schafft und junge Menschen darin befähigen soll, in ihrer Lebenswelt zu bestehen und in die eigene Wirkkraft zu vertrauen. Dazu gehört wesentlich, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten, ohne sich selbst dabei zu verlieren oder die Welt von morgen zu gefährden.

Die im Rahmenplan empfohlene Unterrichtsgestaltung sieht den objektiven Umgang mit Themen,  Fragen und Herausforderungen vor, die der Erfahrungswelt der Schüler entspringen. Fähigkeiten zur Selbst- und Fremdwahrnehmung, zur Kommunikation, zur Reflexion sowie die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel haben im Unterricht einen besonders hohen Stellenwert.

Die Themenauswahl und die in jedem Thema gesetzten inhaltlichen Schwerpunkte im Rahmenplan sind auf die Ziele der Kompetenzentwicklung gerichtet. Sie geben einen Rahmen vor, den der Lehrer altersgerecht und mit altersgerechten Materialien ausgehend von den Anliegen und Interessen seiner Schüler ausgestaltet. Er wird somit in seiner Tätigkeit keinesfalls eingeengt, sondern erhält durch die Rahmenvorgaben die nötigen Eckpfeiler, die ihn in seinem Vorgehen leiten.

Das im Rahmenplanentwurf festgelegte Fach Ethik zeichnet sich durch eine konfessionelle Unabhängigkeit aus. Dem Schüler, der als autonom urteilendes Subjekt agiert, sollten die Sachverhalte aus unterschiedlichen Blickwinkeln erläutert werden, so dass ohne jeglichen Einfluss der Lehrkraft, eine Bildung der eigenen Meinung und ein selbständiges Denken möglich ist. Die Schulen verpflichten sich, jeden Wissensbereich und jede Thematik zu behandeln, um auf diesem Weg den Schülern eine Kompetenz zu verleihen, die es ihnen ermöglicht, eine freie Wahl in Bezug auf die Konfession zu treffen. Der Lehrkraft sollte sich daher nicht zu Gunsten einer bestimmten religiösen Form oder eines bestimmten philosophischen oder politischen Gedankenguts aussprechen.

Rahmenplan Französisch als Fremdsprache

Der Rahmenplanentwurf stellt den Rahmen für den Französischunterricht in der zweiten und dritten Stufe der technischen und berufsbildenden Unterrichtsformen dar. Er ist eine logische Fortführung der durch die Rahmenpläne für die Primarschule und die erste Stufe der Sekundarschule festgelegten Ziele.

Die Schüler sollen den besonderen Nutzen von Fremdsprachen erkennen, ihren Bürgersinn entwickeln und lernen, mit Menschen verschiedener Kulturen offen und respektvoll in Kontakt zu treten.

Durch die Förderung der im Rahmenplan aufgeführten Kernkompetenzen liefert das Fach einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der personalen und sozialen Kompetenzen der Schüler, welche für die spätere berufliche Entwicklung von hoher Bedeutung sind. Daher steht der funktionale Aspekt der zu erlernenden Sprache im Vordergrund.

Der Französischunterricht zielt auf eine wirkungsvolle und effiziente Kommunikation.

Die zu entwickelnden Kompetenzen im Französischunterricht zielen auf eine Stärkung der Fähigkeit der Schüler, Kontakte zu knüpfen und im sozialen und beruflichen Umfeld Fuß zu fassen. Der Französischunterricht sieht sich somit auch als Sprungbrett in der beruflichen Orientierung der Schüler.

Je nach Unterrichtszweig (technisch oder berufsbildend) sowie Grund- oder Leistungskurs variiert das durch die Schüler zu erreichende Niveau. Im Kapitel 3 des vorliegenden Rahmenplans werden dementsprechend die zu erwartenden Kompetenzen aufgeführt. 

Die Unterteilung in drei Bereiche (um zu interagieren, zum Ideen- und Informationsaustausch, zum Vergnügen bzw. zur Unterhaltung) ermöglicht außerdem die Aneignung der Sprache durch den Schüler, der im Laufe der Schullaufbahn ein potenzieller Benutzer der Sprache wird.

Die im Rahmenplan empfohlene Unterrichtsgestaltung entspricht dem durch den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen empfohlenen handlungsorientierten Ansatz. Demnach sieht sich der Lernende mit Aufgaben konfrontiert, zu deren Lösung Kompetenzen erforderlich sind und die die Mobilisierung von Wissen, Fertigkeiten und persönlichkeitsbezogener Kompetenzen erfordern.

Der Kern dieses handlungsorientierten Ansatzes ist die „Aufgabe“. Die Bewältigung von kommunikativen Aufgaben genießt im Französischunterricht einen besonderen Stellenwert. Somit ist die Rolle des Lernenden im Französischunterricht nicht ausschließlich darauf beschränkt, das durch den Lehrer vermittelte Wissen aufzunehmen und wiederzugeben. Die Lernenden sollen vielmehr während des Unterrichts mit alltäglichen oder berufsbezogenen Situationen in der Zielsprache konfrontiert werden. Diese Lernsituationen sollen zudem die Schüler dazu bringen, Strategien zum Erwerb von rezeptiven und produktiven Fertigkeiten zu entwickeln.

Zuletzt legt der Rahmenplanentwurf einen besonderen Wert auf die Freude am Lernen, die den lebendigen Charakter der Sprache betont und ein positives Arbeitsklima in der Klasse schafft. So ist ein motivierendes und erfolgreiches Lernen durch die Professionalität der Lehrer gewährleistet.

3. Finanzielle Auswirkungen :

Rahmenplan Ethik

Es ergeben sich folgende Ausgaben für den Haushalt der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die aus der Zuweisung OB 30 PR11 ZW 12.12 „Implementierung neuer Rahmenpläne“ für die DG mit Kosten in Höhe von circa 1 000 € verbunden sind.

Rahmenplan Französisch als Fremdsprache

Es ergeben sich folgende Ausgaben für den Haushalt der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die aus der Zuweisung OB 30 PR11 ZW 12.12 „Implementierung neuer Rahmenpläne“ für die DG mit Kosten in Höhe von circa 1 000 € verbunden sind.

4. Gutachten :

Das Gutachten des Staatsrates liegt vor.

5. Rechtsgrundlage :

Artikel 130 der Verfassung

Dekret vom 16. Juni 2008 zur Festlegung von Kernkompetenzen und Rahmenplänen im Unterrichtswesen